Die französische Quellensteuer einfach zurückbekommen

Frankreichs Quellensteuer: Ein Guide für Dividenden-Liebhaber ohne Nervenzusammenbruch 🇫🇷

Ah, Frankreich! Das Land des Weins, des Käses, der Haute Couture… und einer Quellensteuer, die selbst hartgesottene Anleger zum Weinen bringen kann. Wenn du Dividenden von französischen Giganten wie LVMH, TotalEnergies oder L’Oréal erwartest, freust du dich erst – und dann siehst du die Abrechnung deiner Bank.

Keine Sorge, du bist nicht allein. Lass uns das Chaos mal gemeinsam entwirren und schauen, wie du zu deinem Recht (und deinem Geld) kommst.


Das Kernproblem: Warum ist Frankreich so kompliziert? 🤔

Um das Drama zu verstehen, müssen wir die Zahlen kennen. Die Sache ist die:

  • Dein Ziel: Als in Deutschland steuerlich ansässige Person möchtest du auf deine französischen Dividenden am Ende nur 12,8% französische Quellensteuer zahlen. Dies ist der Satz, der für EU-Bürger vorgesehen ist.
  • Die Realität: Deine Depotbank behält aber erstmal einen viel höheren Satz ein. Seit 2022 sind das in der Regel 25%. (Früher waren es sogar mal 30%).
  • Die Differenz: Zwischen den abgezogenen 25% und deinen Ziel-12,8% klafft eine Lücke von 12,2%. Das ist das Geld, das dem französischen Staat erst mal zu viel vorliegt und das du dir zurückholen kannst (und solltest!).

Warum machen die das?

Der französische Staat weiß im Moment der Ausschüttung nicht, wo auf der Welt du steuerpflichtig bist. Er könnte ja nicht ausschließen, dass du ein in Deutschland lebender Franzose bist (der Albtraum der Grande Nation 😉) und versucht, der französischen Sozialversicherung zu entgehen. Also nimmt er pauschal erstmal mehr und sagt: „Beweise mir, dass du Anspruch auf den niedrigeren Satz hast, dann kriegst du die Differenz zurück.“

Und genau hier beginnt für die meisten Anleger die Odyssee. Aber es gibt zwei Wege – einen einfachen und einen steinigen.


Weg 1: Der Königsweg – Die Vorabbefreiung (Pre-Clearance) 👑

Die mit Abstand beste, günstigste und nervenschonendste Methode ist, dem französischen Staat vorher zu sagen, wer du bist.

Wie funktioniert das?

Du beauftragst deine Bank, den französischen Behörden rechtzeitig vor der Dividendenzahlung mitzuteilen: „Hey, der Anleger Max Mustermann wohnt in Deutschland, hat hier seine Steuerpflicht und ist kein Franzose. Bitte zieht bei ihm direkt nur die korrekten 12,8% ab.“

Der Haken: Die meisten Banken bieten diesen Service nicht an. Sie schieben oft abenteuerliche Gründe vor, von „Datenschutz“ bis „zu kompliziert“. In Wahrheit scheuen sie den administrativen Aufwand.

Die Helden dieser Geschichte:

Einige Banken bieten diesen Service aber an und sind damit Gold wert für Anleger mit französischen Aktien. Die bekanntesten sind:

  • DKB (Deutsche Kreditbank): Der absolute Champion in dieser Disziplin. Du kannst dort eine „Vollmacht zur Reduzierung der Quellensteuer für französische Wertpapiere“ einreichen.

    • Kosten: Einmalig ca. 11,90 € (Stand 2024/2025).
    • Gültigkeit: 3 Jahre.
    • Ergebnis: Die DKB kümmert sich um alles und bei deinen Dividenden werden direkt nur 12,8% einbehalten. Kein Stress, keine Anträge.
    • Link: Hier findest du mehr Infos direkt bei der DKB zum Service für ausländische Quellensteuern.
  • Targobank: Bietet ebenfalls einen Service zur Quellensteueroptimierung an. Hier lohnt es sich, die genauen Konditionen und Kosten zu erfragen.

Deine Strategie sollte sein: Wenn du ernsthaft in französische Dividendentitel investieren willst, ist ein Depot bei einer Bank, die die Vorabbefreiung anbietet (insbesondere die DKB), fast schon Pflicht. Der Depotwechsel kann sich schon nach einer einzigen größeren Dividendenzahlung lohnen.


Weg 2: Der steinige Pfad – Die manuelle Rückerstattung 🧗‍♂️

Okay, du bist bei einer Bank, die den Service nicht anbietet. Du hast deine Dividendenabrechnung bekommen und siehst die 25% Abzug. Tief durchatmen. Du kannst dir das Geld zurückholen, aber es wird ein Abenteuer.

Die Frist: Du hast für den Antrag Zeit bis zum 31.12. des zweiten Jahres, das auf das Jahr der Dividendenzahlung folgt. (Beispiel: Dividende in 2024 -> Frist ist 31.12.2026).

Die Mitspieler in diesem Drama:

  1. Du: Der Antragsteller.
  2. Dein deutsches Finanzamt: Für die offizielle Bestätigung.
  3. Deine Depotbank: Als zwingender (und teurer) Mittelsmann.
  4. Clearstream Banking AG: Der deutsche Zentralverwahrer, bei dem die Aktien meist liegen.
  5. Die französische Finanzkasse: Der Endgegner.

Das benötigte Papierkriegs-Material:

  • Antrag 5000 DE-SD: Das ist deine Ansässigkeitsbescheinigung. Hier bestätigt dein deutsches Finanzamt mit Stempel und Unterschrift, dass du in Deutschland steuerpflichtig bist.
  • Antrag 5001 DE-SD: Das ist der eigentliche Erstattungsantrag. Hier listest du die Dividenden auf, für die du eine Erstattung beantragst.
  • Links: Die offiziellen, zweisprachigen Formulare findest du hier beim Bundesfinanzministerium (Suchbegriff: „Frankreich“).

Der Prozess – Schritt für Schritt durch die Hölle:

  1. Formulare ausfüllen: Fülle beide Formulare sorgfältig aus. Der Antrag 5001 ist zweisprachig – fülle beide Spalten (deutsch/französisch) aus, wo es verlangt wird.

  2. Gang zum Finanzamt: Gehe mit dem ausgefüllten Formular 5000 DE-SD zu deinem Wohnsitzfinanzamt und lass es dir abstempeln. Das ist meist der einfachste Teil.

  3. STOPP! Nicht selbst abschicken! Du kannst die Unterlagen NICHT selbst nach Frankreich schicken. Anträge von Privatpersonen werden oft ignoriert. Der Antrag muss zwingend über deine Depotbank laufen.

  4. Kontakt zur Depotbank: Informiere deine Bank, dass du eine Quellensteuererstattung für Frankreich beantragen möchtest. Und jetzt halt dich fest.

  5. Die Kostenfalle: Deine Bank wird dir mitteilen, dass dieser Service Geld kostet. Rechne mit ca. 30 € bis 70 € Bearbeitungsgebühr pro Antrag/Dividendenertrag. ABER das ist nicht alles! Die Bank muss bei Clearstream einen Nachweis anfordern, dass deine Aktien tatsächlich in Deutschland verwahrt wurden (ein sogenannter „Tax Voucher“). Clearstream verlangt dafür ebenfalls eine saftige Gebühr. Rechne hier mit ca. 70 € bis 100 € PRO Dividendengutschrift!

  6. Rechne nach! Lohnt sich das überhaupt?

    • Angenommen, du hast 500 € Brutto-Dividende bekommen.
    • 25% wurden abgezogen = 125 €.
    • 12,8% wären korrekt = 64 €.
    • Deine potenzielle Erstattung: 125 € – 64 € = 61 €.
    • Deine Kosten: ca. 50 € (Bank) + ca. 75 € (Clearstream) = 125 €.
    • Ergebnis: Du würdest 64 € draufzahlen! Der Antrag lohnt sich also erst bei sehr, sehr hohen Dividendenerträgen pro Aktie (oft erst ab vierstelligen Beträgen).
  7. Wenn du es trotzdem tust: Du reichst alles bei deiner Bank ein, bezahlst die Gebühren und dann… wartest du. Monate. Manchmal über ein Jahr. Manchmal kommt Post auf Französisch mit Rückfragen.

Die Adresse für den Versand (durch die Bank):

Recette des non-résidents

10, rue du Centre

TSA 50014

93160 Noisy le Grand

France


Das Fazit: Deine Strategie für Frankreich 🍷

Ganz ehrlich? Der manuelle Rückforderungsprozess aus Frankreich ist für 98% der Privatanleger ein finanzielles und emotionales Desaster.

  1. Top-Empfehlung: Wenn du französische Aktien im Depot hast oder planst zu kaufen, wechsle zu einer Bank wie der DKB, die eine kostengünstige Vorabbefreiung anbietet. Das ist die einzig sinnvolle Lösung.
  2. Großinvestoren: Wenn du pro französischer Aktie vierstellige Dividenden pro Jahr kassierst, DANN kannst du über den manuellen Weg nachdenken. Hol dir vorher aber unbedingt schriftliche Kostenangebote von deiner Bank und Clearstream.
  3. Alle anderen: Wenn du bei einer „Problembank“ bist und nur kleine Positionen hältst, akzeptiere die 25% zähneknirschend oder überlege, die Positionen zu verkaufen. Der Aufwand und die Kosten der Rückerstattung stehen in keinem Verhältnis zum Ertrag.

Frankreich ist ein wunderbares Land, aber als Anleger musst du clever sein. Wähle den smarten Weg der Vorabbefreiung und genieße deine Dividenden ohne den bitteren Nachgeschmack der Bürokratie. Santé!

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